Trachten in Bayern: Regionen und Formen

Und die bayerische Tracht steckt voller Reize. So kann man z.B. an den Knöpfen erkennen, ob jemand verheiratet ist und an der Kleidung sieht man, aus welcher Region jemand kommt.

Gebirgstrachten

Lust auf Bayern: Trachten Geschichte und Tradition
Querschnitt der Gebirgstrachten: Peiting, Hofstetten, Burggen, Steingaden/Jugend.

Bei den Gebirgstrachtenvereinen tragen die Frauen die oberbayerische Miesbacher Tracht hauptsächlich in den Farben weinrot, grün, grau und blau mit aufgenähten Samtbändern an Rock und Ärmeln, dazu ein schwarzes Steif- oder Samtmieder mit silbernen Haken und Silberg’schnür, seidener Schürze und langfransigem Schultertuch, weiße, lange Strümpfe, die Unterwäsche aus weißer Leinenspitzenhose sowie einen Unterrock mit Spitzenbesatz.
Schwarze Trachtenschuhe runden das Bild ab. Die mehrgängige Halskette ist allgemein üblich, nur der grüne Plüschhut unterliegt landschaftlichen Varianten. So wird das Gebiet südlich von Schongau der schmalkrempige, hohe Lechtalerhut getragen, andernorts der flache Miesbacher Hut, den in jedem Fall ein Adlerflaum ziert.

Der Schalk

Der Schalk ist das jüngste Kleidungsstück in der Tracht des Oberlandes, taucht kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts in der heute bekannten Form auf. Reichlich und kunstvoll verziert an Rücken- und Schulterteil, mit eng anliegendem, gereihten Ärmeln wird das Schalkoberteil mit Ketterl und Nadeln zusammengehalten. Das „Schmiesei“ und das in Falten gelegte Schalktuch bedecken größtenteils den Ausschnitt. Das vielfach gefaltete Rückenschlößl und die nach oben stehenden Seitenschlößl sind auffällige Unterschiede. z.B. zum Kasettl. Dazukommen der bis zum Boden reichende Seidenrock mit dem farbigen oder weißen Schurz sowie der Goldschnurhut und der schwarze Miesbacher Schnürschuh. Meist wird der Schalk als Brautkleid zur Hochzeit angefertigt, später ist er dann das Festgewand der verheirateten Frau. Eine Besonderheit ist die goldene Schalkkette, die über die Rückenverzierung gelegt und vorn am Schmiesei mit einer Brosche gehalten wird. Den Brustausschnitt zieren Blumen mit etwas Grün. Für einen Schalk werden eta 10 cm Stoff, 40 m Spitze sowie für das dazugehörige Einstecktuch mit Schürze 2,5 m Seide verarbeitet.

Miesbacher Tracht der Mannerleut

Lust auf Bayern: Trachten Geschichte und Tradition MiesbacherDer wesentliche Teil der Männdertracht sind Joppe, kurze Lederhose, Strümpfe, Schuhe und ein Hut. Die Joppe ist aus grauem oder silbergrauem Tuch gefertigt, ohne Rückenspange, mit grünem Stehkragen und beiderseitigen Aufschlägen. Zwei Knopfreihen aus Hirschhorn zieren das Vorderteil. Die Joppen im Tegernseer Tal, Lenggries, Tölz und der Jachenau unterscheiden sich in Farbe, Auszier und Rückenteil von der Miesbacher Machart. Unter der Joppe wird das grüne Kettlgilet (Leibl, Weste) getragen. Der herzförmige Halsausschnitt und die geschwungenen vier Taschen sind rot paspeliert. Oberhalb der Silberknöpfe hält das Kettl die beiden Seiten zusammen und eine Talerkette mit Taschenuhr runden das Bild ab. Anstelle der Westen wird bei manchen Vereinen auch der Ranzen oder Fatsche, eine meist bestickte, lederne Bauchbinde getragen, die früher als Geldkatze bekannt war. Zum weißen Biesenhemd aus Leinen gehört als Krawattl das farbige Tuch oder ein gehäkeltes Bindl. Die kurze, schwarze Lederhose ist mit Plattstich gelblich-grün bis dunkelgrün gestickt und ausgenäht und seitlich mit Wollbändern in den Farben der Stickerei gebunden. Ihr Schnitt schwankt von der bis zur Kniescheibe reichenden engeren Form bis zur kürzeren etwas weiteren Machart. Die Hose wird von einem ledernen Hosenträger, mit Steg quer über der Brust, gehalten. Der Quersteg weist mancherlei Auszier auf, wie etwa ein gesticktes Wappen. Die Riemen der Hosenträger sind auf dem Rücken gekreuzt. Zur „Kurzen“ werden graue oder weiße gemusterte mit einem Überschlag verzierte Strümpfe oder Loferl getragen, dazu der Miesbacher Halbschuh, Plattler- oder Haferlschuh.

Jugendtanztrachten

Lust auf Bayern: Trachten Geschichte und Tradition Jugendtanztrachten

Für die Dirndl in der Kinder- und Jugendgruppe gibt es in den meisten Vereinen ein einfaches „Miederg’wand“ in der gleichen Farbe wie bei den „Großen“. Ein schwarzes Samt- oder Leinenleibl ersetzt das Mieder und ein Samtband mit Goldfäden und Perlen bestickt oder Ähnliches dient als Halsschmuck.

Lust auf Bayern: Trachten Geschichte und Tradition Jugendtanztrachten

Chiemgauer Tanztracht

Lust auf Bayern: Trachten Geschichte und Tradition Chiemgauer Tanztracht
Zur Tanztracht gehören das Mieder, eine Bluse mit Puffärmel, der Drehrock, weiße Strümpfe, Seidenschürze, Seidentuch und Spangenschuhe. Die Kropfkette, Trachtenohrringe, die Filigranhaarspange und Haarnadeln zieren das Dirndl, welche ihre Haare zu einer Gretlfigur aufgesteckt hat. Bei Prozessionen und Hochzeiten wird ein Myrtenkranz anstatt des Hutes aufgesteckt. Der Blumenschmuck im Ausschnitt wird immer getragen (ausgenommen Beerdigungen und Gedenkwallfahrten).

 

 

 

 

 Altpassauer Goldhaubengruppe

Lusta uf Bayern: Trachten Geschichte und Tradition Altpassauer Goldhaubengruppe

Die Goldhaube, so wie sie im Donauraum bekannt ist, entstand im 18. Jahrhundert in der Gegend um Linz. Da sie schnell ihr entsprechendes Ebenbild in Passau fand, spricht man heute neben der „Linzer“auch von der „Passauer“ Haube. Das Verbreitungsgebiet wuchs nach der Einführung 1920/30 Inn-aufwärts ins Rottal und Donau-abwärts bis Deggendorf und in den Bayerischen Wald hinein. Sie war je nach Wohlstand und Zweck reichlich geschmückt und aufwendig verarbeitet. Die Passauerinnen rückten die Haube von der Stirn noch etwas zurück, so dass die Haarse sichtbar wurden. Charakteristisch ist für die Passauer Kleidung dieser Zeit auch das große, wollene Umhangtuch, der „Wiener Schal“ mit Ornamenten türkischer Muster. Weitere schmückende Beiwerke sind weiße, fingerfreie Handschuhe (Stützel), ein Goldhaubensträußerl und eine Perlentasche.

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