Ob jung oder alt, in Bayern trägt man Tracht. Egal zu welchen Anlässen, ob auf der Wies’n (Oktoberfest), Hochzeiten oder Familienfeiern. Und die bayerische Tracht steckt voller Reize. Aber Hauptsache: Gmiatli sama (gemütlich sind wir).
„Bayern ist einmalig, weil es in den Trachten so vielfältig ist“, dies sagte Franz Josef Strauß auf einer großen Kundgebung 1983 auf dem Münchner Marienplatz. Aber wie hat das Thema Trachtenvereine eigentlich angefangen? In einem der südlichsten Orte in Bayern, in Bayrischzell, haben der Volksschullehrer Josef Vogel (1848 -1886) und fünf Burschen bei einem Stammtischgespräch Klage darüber geführt, dass die kleidsame Tracht im Verschwinden begriffen sei und man nur noch höchst selten einen Jäger in der kurzen Hose einhergehen sieht. Die Folge dieser Unterhaltung mit dem Ausspruch des Lehrers. „Wißt’s wos, gründ‘ ma a’n Verein“ war 1883 die Umsetzung dieses Gedankens und erstmals hatte ein Verein in seiner Satzung als Zweck stehen: „Wiederauffrischung der im Verschwinden begriffenen kleidsamen Volkstracht“. Viele Vereine wurden in der Folgezeit gegründet und bald erkannt man, dass nur durch Gemeinsamkeit und Geschlossenheit die Ziele weiter verfolgt und ausgebaut werden können. So gründete sich 1890 der erste Gauverband mit Sitz in Traunstein. Dessen Gebiet erstreckte sich rund um den Wendelstein, an den Tegernsee und über Rosenheim bis Aschau im Chiemgau.

Die zunehmende Zahl der „Vereine taufen“ sowie der Wunsch der „Neuen“ auch einmal das Gaufest ausrichten zu dürfen, aber auch die immer längeren Wege zwischen den Orten führte zur Gründung weiterer regionaler Gauverbände, welche sich nach mehreren vergeblichen Anläufen im Jahre 1925 zu den „Vereinigten Trachtenverbänden des bayerischen Oberlandes“ zusammenschlossen. Einige Jahre vorher, 1909, gründete sich aus Einzelvereinen ein Landesverband, dessen Struktur die Mitgliedschaft von Vereinen und nicht von Gauverbänden war. Mit über 19.000 Mitglieder und rund 300 Trachtenvereinen aus zehn Gauverbänden war der Grundstock für den Vorgänger des heutigen Bayerischen Trachtenverbands gelegt. Bald schlossen sich nacheinander die schwäbischen, fränkischen und oberpfälzischen Gauverbänden an. Dagegen blieben der 1909 gegründete Landesverband sowie die „Kochler Vereinigung“ diesem Bündnis fern. Die Jahre vergingen und so konnte 1983 das „Jahrhundertfest der Bayerischen Trachtler“ gefeiert werden. Ein Heimatabend in der Oberlandhalle in Miesbach zeigte die gesamte Bandbreite unverfälschter Volksmusik und -gesang, Plattler und Tänze aus ganz Bayern. Am 3. Juli 1983 erlebte München dann eine friedliche Demonstration, als 23.000 Trachtlerinnen und Trachtler mit zahlreichen Musikkapellen durch die Prachtstraßen marschierten. Vorausgegangen war ein Gottesdienst auf dem überfüllten Marienplatz, bei dem der damalige Ministerpräsident Franz Josef Strauß ob des großartigen Anblicks ausrief;
„Bayern ist einmalig!“
Immer wieder wurde versucht, die Einheit der Bayerischen Trachtler durch den Zusammenschluß beider Dachverbände, dem „Landesverband bayerischer Heimat- und Volkstrachtenvereine“ um dem inzwischen umbenannten „Bayerischen Trachtenverband“, herzustellen. War es doch für offizielle Stellen, sei es die Staatsregierung, Ministerien oder andere Stellen verwunderlich, dass zwei Dachverbände mit den gleichen Satzungszielen getrennt ihre Wünsche und Anliegen vorbringen, u.a. auch Zuschussanträge. Nach einem „Fast“-Erfolg zum Bündnis in den 90er Jahren war es dann 2002 so weit: die beiden Dachverbände des Tarchtenvereins in Bayern verschmolzen am 17. September unter dem Namen „Bayerischer Tarchtenverband“ mit insgesamt 24 Gauverbänden, 992 Vereinen und 202.239 erwachsenen Mitgliedern. Dazu kamen noch rund 100.000 Kinder und Jugendliche. So konnte der Spruch „Einig vom Watzmann bis zum Bodensee“, welcher die 1925 erfolgte Verbindung der Trachtler an die Alpenkette bezeichnete, ausgeweitet werden auf ganz Bayern: „Einig vom Spessart bis zum Königssee, vom Allgäu bis zum Arber“, o.ä. zumindest für kurze Zeit. Derzeit gibt es in Bayern etwa 980 Trachtenvereine, welche in 25 Gauverbänden zusammengeschlossen sind. 22 davon bilden mit 823 Vereinen den „Bayerischen Tarchtenverband e.V.“.